Ja, dies ist ein langer Text.

Weil es wichtig ist.
Und weil ich wütend bin.
Es geht um die Schule.
Und nein, ich schreibe nicht nur als Schulentwicklerin sondern vielmehr als Mutter.
Insgesamt bin ich in dieser Pandemie relativ besonnen und klar. Ich versuche das Positive zu sehen, proaktiv damit umzugehen und wer mich kennt, weiß, ich stelle mich regelmäßig und gern schützend vor Lehrkräfte und Schulen, weil ich weiß, wie herausfordernd die Arbeit dort nicht erst seit Corona ist und wie wenig Wertschätzung die Menschen, die dort unter widrigsten Umständen die Fahne hochhalten, erhalten.
Mit der Entscheidung, hier in NRW die Schulen aktuell (Ende Februar 2021) wieder zu öffnen, habe ich als Mutter von drei schulpflichtigen Kindern viele Gedanken und merke, wie sich gemischte Gefühle breitmachen. Leider finde ich momentan noch wenige gute Antworten, habe aber sehr viele Fragen. Fragen, die mir im Kopf herumschwirren und die meine Kinder mir mit Recht stellen, auf die ich keine Antworten habe.
Vielleicht kann mir ja hier der eine oder die andere bei der Suche nach Antworten helfen.

Bildungsgerechtigkeit & Kinder in schwierigen Lagen

Mir ist der Aspekt und die hohe Bedeutung der Bildungsgerechigkeit klar. Ich erkenne den Wert und halte ihn für extrem wichtig. Ich weiß nicht nur aus meiner Arbeit an und mit Schulen, dass es leider viele Kinder gibt, die aus unterschiedlichsten Gründen dringend für ein paar Stunden am Tag aus dem häuslichen Umfeld raus müssen, die wir schützen und unterstützen müssen, die in dieser Zeit nicht vergessen werden dürfen. Für diese Kinder benötigen wir dringend Lösungen. Aber diesen Aspekt als Begründung dafür heranzuziehen, unsere Kinder 6 Stunden mit Mundschutz in eiskalte Klassenzimmer mit 15-30 anderen Kindern zu setzen und uns das dann als Bildungsgerechtigkeit zu verkaufen, erschließt sich mir nicht. Die Kinder (und nicht nur meine eigenen) kommen erschöpft und gestresst nach Hause. Und alle, die schonmal mehrere Stunden mit Mundschutz bei kalten Temperaturen auf einem Stuhl sitzen und jemandem zuhören mussten, der selbst einen Mundschutz trägt und sich in dieser Situation konzentrieren mussten oder gar einen Stift halten mussten, wissen warum. Und das noch in dem Wissen, bewertet zu werden bzw. bewerten zu müssen.
Das stresst mich schon beim Schreiben, aber vielleicht bin ich auch zu empfindlich.
Ja, ich bin mittlerweile etwas zynisch geworden …. leider…
Und da beginnen die Fragen:
  • Haben diejengen, die das als „Lösung“ verkaufen und sich vehement gegen Lüftungsgeräte wehren (die im übrigen im Schulministerium NRW überall rumstehen und genutzt werden, wie ich hörte), diese „Lösung“ mal selbst für ein paar Tage ausprobiert quasi als Pilotprojekt?
  • Was macht das mit den großen und kleinen Menschen, so viele Stunden am Tag gezwungen zu sein, so zu leben? Verdammt nochmal, das kann doch so nicht richtig sein!? Oder was übersehe ich da?

 

Vereinbarkeit

Für viele Kinder bzw. Familien entsteht ein weiterer immenser Druck durch die Berufstätigkeit der Eltern. Vereinbarkeit ist schon ohne Corona schwierig, auch das weiß ich als berufstätige Mutter und es zerrt an den Nerven aller. Wie viele Tage, darf oder kann ein Elternteil zu Hause bleiben? Was fordern Arbeitgeber:innen? Angst vor Problemen am Arbeitsplatz und gleichzeitig Sorge auch den Kindern nicht wirklich gerecht zu werden, etc.

Die wichtige Frage:

  • Wie schaffen wir Gerechtigkeit & Fairness für Eltern genauso wie für Kinderlose?
  • Wie gestalten wir neue Arbeitszeitmodelle und Formen der Zusammenarbeit, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht werden?
  • Sollten wir uns gerade jetzt nicht endlich viel mehr Gedanken machen, wie wir die Arbeitswelt langfristig familienfreundlicher bzw. familientauglicher, gerechter oder (total verrückter Gedanke) MENSCHLICHER machen?!

körperliche & seelische Gesundheit

Das Infektionsgeschehen ist gerade aufgrund der Mutationen wieder unübersichtlicher geworden. Vieles kann ich leider nicht einschätzen. Aber was für mich mehr als klar ist ist, dass es bei allen Diskussionen und Entscheidungen sowohl um körperliche UND um seelische Gesundheit gehen muss. Diese Zeit macht etwas mit unserer Psyche. Dieser Aspekt findet sich in meinen Augen zu wenig in all den Diskussionen, Überlegungen und auch in der Zusammensetzung der jeweiligen Gremien rund um unsere Entscheidungsträger:innen wieder. Ich schätze eine differenzierte Analyse von Virolog:innen. Nur hätte ich gern dazu eine entsprechende Analyse der Psycholog:innen dieses Landes. Auch und vor allem im Hinblick auf die seelische Gesundheit unserer Kinder – und gern auch der Erwachsenen.

Eines meiner Kinder sagte letztens zu mir:

„Ich glaube, diese Corona-Zeit tut uns allen nicht gut. Aber wir haben uns schon zu sehr daran gewöhnt, so dass wir das gar nicht mehr merken.“

Das ist, befürchte ich, so wahr, dass es mich schmerzt, dass mein eigenes Kind das auf diese Weise wahrnimmt und formuliert. Und es betrifft Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

Die Erkrankung an diesem Virus kann furchtbar sein, das ist greifbar, sichtbar, erlebbar, spätestens wenn schlimmstenfalls jemand sogar beatmet werden muss. Die Krux mit seelischen Krankheiten und Schäden ist die, dass sie nicht so schnell und eindeutig zu greifen sind. Bei einem gebrochenen Bein fahren wir sofort in die Klinik und bekommen einen Gips oder eine OP. Bei einer gebrochenen oder beschädigten Seele humpeln wir meist noch sehr lange weiter, beißen die Zähne zusammen und handeln uns so Langzeitschäden ein, die wir nicht überblicken. Der Schmerz und die seelische Erkrankung stehen der körperlichen jedoch in nichts nach.

  • Wie wäre es, seelische Gesundheit wieder mehr aufs Tableau zu holen, sie aus der Schmuddelecke holen und ihr endlich die Bedeutung beimessen, die ihr gerecht wird?

Konzepte

Zurück zur Schule und meinen Fragen:

  • Habe ich das richtig verstanden? Ist das „Konzept“ des Schulministeriums für Schule weiterhin Händewaschen-Lüften-Maske?
  • Und digitale Medien bestellen und verteilen?
  • Und „der Rest liegt bei den Schulen“?

Na das nenn ich mal pfiffig. Uns sonst so???

Wir leben in einer sich schnell wandelnden vernetzten Welt.

  • Wie wird Schule diesem Wandel gerecht und bereitet die Kinder darauf vor, die anstehenden großen Probleme dieser Welt zu lösen, die wir vorangegangen Generationen hinterlassen haben?
  • Wie ermutigen und befähigen wir in Schulen unsere Kinder, kreativ und mutig neue Wege zu gehen, wenn doch klar ist, dass genau diese Kompetenzen so dringend benötigt werden?
  • Was gibt es an Ergebnissen aus Neurowissenschaften, pädagogischer Psychologie, Lernpsychologie, Erziehungswissenschaften, die hilfreich sein könnten, um Lernräume zu gestalten, die anregen, inspirieren und  Freude machen und Kompetenzen stärken, die wir in dieser Welt so dringend brauchen?

Spätestens diese Pandemie sollte uns das doch sehr deutlich vor Augen führen.

Momentan ist Schule in weiten Teilen mit kleinen Ausnahmen immernoch so, wie vor 30-40 Jahren und mehr, als ich zur Schule ging. Die Stundenpläne meiner Kinder und die Art der Vermittlung im Vergleich zu meiner Schulzeit unterscheiden sich marginal. Und die Konzepte waren damals schon lange nicht mehr zeitgemäß… Das finde ich gruselig, wenn nicht sogar einen Skandal.

  • Wie kann man ein Bildungssystem so gegen die Wand fahren und derart veränderungsresistent sein?

Wie sagte schon Heraklti:

„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Gewöhnen wir uns an den Gedanken.

Wir müssen Schule neu denken, lebendig machen, anbinden ans Leben und den Faktor Mensch endlich wieder grundlegend in dem Fokus stellen. Nicht immer nur in der Enge dieses Systems im eigenen Saft schmoren, sondern mal vom „Kunden“aus neu denken.

  • Was brauchen unsere Kinder, um in dieser Welt gut zurechtzukommen?
  • Um glücklich, aufrecht durchs Leben zu gehen?
  • Um Verantwortung für sich und andere zu übernehmen?
  • Um Gestalter:innen ihres Lebens zu werden?
  • Wie wollen wir wirklich leben?
  • Und welche grundlegenden Konsequenzen folgen daraus für Schule?

Das sind wichtige Fragen – in meinen Augen.

Ihr Bildungsvertantwortlichen dieses Landes

  • Was genau macht ihr seit Monaten in Euren warmen Büros, mit einer vollen sicheren Stelle und regelmäßigen corona-unabhängigen Beamtenbezügen in Düsseldorf, die ihr Euch auf Facebook und Instagram großspurig Bildungsland NRW nennt?
  • Ist das Fenster- Händewaschen- Mundschutz- Ding mit kleinen Gimmicks ernsthaft das ganze Ergebnis eures Tuns in all den Monaten?

Und übrigens die Lehrkräfte vor Ort sind Erwachsene, die viel Wissen und Erfahrung mitbringen und einiges für gute Lösungen mitbringen könnten, wenn man mal mit ihnen auf Augenhöhe spricht. Just sayin…

Selbstständiges Arbeiten & Selbstorganisation

An vielen Schulen ist das „selbstständige Arbeiten“ auch vor Corona nicht unbedingt Standard gewesen. Leider gibt es immernoch zu viel unverbundenes Bulimie-Lernen und einen hohen Anteil an frontaler Beschallung. Das Distanzlernen erfodert nun aber eine extreme Kompetenz in Selbstorganisation und eine Form der digitalen Kompetenz, die die meisten Kinder weder von ihren Eltern noch in der Schule gelernt haben.

Mit Sprüchen wie, Zitat:

Das müssen sie halt lernen.“ ==> Von wem und wann???

Oder an weiterführenden Schulen gern:

Die sind ja alt genug, das müssen sie schon draufhaben.“ ==> Weil sie das wann und wo gelernt haben???

… ist es da meiner Meinung nach nicht getan und wird Verantwortung an die Kinder und Familien abgeschoben, die da nicht hingehört. Leider auch gern von Eltern an andere Eltern gerichtet. Dazu komme ich später. Schwierig wird es für mich dann vor allem, wenn ich sehe, wie unorganisiert und chaotisch einige Lehrkräfte ihre Ordner in moodle, logineo & Co.einrichten und rudimentär oder gar nicht über Videokonferenzen informieren. Und von den Bildungspolitiker:innen spreche ich da noch gar nicht.

Eltern unter sich & ihre Ängste

In den Elterngruppen mit bildungsbürgerlichem Hintergrund wird aktuell gern heiß ausgetauscht, was wann abzugeben und wann welche Videokonferenz ist. Wer dabei den Überblick verliert, wird schief angeschaut.

Kein Wunder, dass das Kind so schlechte Noten hat, wenn die Eltern so wenig den Überblick haben…

Richtig, ich gestehe:

Auch ich verliere manchmal trotz großer Tabelle im Wohnzimmer, in der jede:r von uns 5 einträgt, was diese Woche wann ansteht, hin und wieder den Überblick. Denn wir Erwachsenen versuchen ebenfalls „neben“ der Betreuung und Unterstützung unserer Kinder als Hilfslehrkraft und daneben in unserer Rolle als Elternteil unseren Job, der sich völlig anders darstellt, als ursprünglich geplant, halbwegs auf die Reihe zu bekommen. Falls da jemand noch weitere Tipps hat, immer her damit.

Zuhause ist kein Schon- und Rückzugsraum mehr, sondern Schule und Arbeit haben Einzug ins unsere persönlichsten Räume gehalten. Sie sind allgegenwärtig, weil niemand mehr das Haus verlässt, sondern Schule, Arbeit und Privatleben komplett miteinander verwoben sind. Und das Muster gefällt mir nicht wirklich.

  • Und warum genau müssen oftmals auch noch Eltern gegeneinander schießen?
  • Wäre jetzt nicht genau die Zeit, ein neues positives Miteinander zu entwerfen?
  • Auch als Vorbild für unsere Kinder?

In den besonders behüteten und gehobenen Wohnvierteln werden die Hausaufgaben zum Lebensmittelpunkt und zur Hauptaufgabe der Eltern (!). Gerade erst las ich von einer Mutter, die unverblümt schrieb, dass in der Klassse ihres Sohnes in großen Teilen die Eltern (!) die Hausaufgaben machen, weil es zu viel ist.

  • Warum genau sprechen diese Eltern nicht mit den Lehrer:innen???
  • Und was leben sie damit ihren Kindern vor? „Duck dich, frag nicht, da musst du durch, streng dich mehr an, du kannst eh nix ändern, du hast keinen Einfluss, wir sind halt das Opfer der Umstände, so ist das halt?“

Auch dieser letzte Spruch „So ist das halt.“ gern kombiniert mit Schulterzucken, begegnet mir immer häufiger im Gespräch mit anderen Eltern.

Ich bin jedoch (noch) nicht bereit, das so hinzunehmen

Und ich suche (durchaus erfolgreich) das konstruktive (!) Gespräch mit Menschen.

Verlorene Corona-Generation? What the f***?

Es gibt so viele Eltern, die Angst haben, dass ihre Kinder zur „verlorenen Corona-Generation“ gehören könnten und die sich gegenseitig in diesem Glauben bestärken und hochschaukeln. Plus bescheuerte Zeitungsartikel, die diese Dinge schüren.

  • Wer zur Hölle schreibt so einen Scheiß?
  • Und worauf basiert diese Aussage, wenn es dagegen Studien gibt, die schon lange belegen, dass die Kinder ein Jahr nach dem Abschluss nur noch irgendwas zwischen 2-10% (!) dessen wissen, was sie je in der Schule gelernt haben?
  • Sollte uns DAS nicht vielmehr sorgen, umtreiben und zu Lösungen antreiben?
  • Sollten wir uns nicht viel mehr damit beschäftigen, wie gutes Lernen und Lehren geht?

Das Wissen dazu ist da. Es gibt meiner Meinung nach kein Wissensdefizit sondern ein Umsetzungsdefizit. Und nochmal zurück:

  • Wofür ist so ein Ausspruch „Verlorene Generation“ hilfreich???
  • Haben wir nicht genug Angst und Unsicherheit momentan?
  • Können wir den Scheiß-Leistungsdruck und das Thema Noten bitte einfach mal beiseite schieben und uns überlegen, worum es wirklich geht?
  • Wie wir hier alle physisch und psychisch unversehrt und heile rauskommen?
  • Was die Kinder eigentlich brauchen, um gut und gesund groß zu werden?

Für mich geht es um Menschlichkeit.

Unsere Kinder brauchen Menschen um sich, die sie sehen und ihnen zuhören. Sie brauchen stabile Beziehungen und Erwachsene, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben. Erwachsene, die in sich ruhen und souverän bleiben, die Lösungen finden bzw. souverän mit ihrem eigenen Nicht-Wissen umgehen.

Aber die sind momentan kaum verfügbar, weil überall so viel Angst und Verunsicherung herrschen. Manchmal leider auch bei mir.

  • Was können wir also gegen diese Angst tun?
  • Wie können wir auch die Erwachsenen stärken, damit sie (wieder) zu den Erwachsenen werden, die unsere Kinder und eigentlich auch die Welt dringend brauchen?

 

Glaubwürdigkeit & Verständlichkeit

Wenn meine Kinder vormittags mit 15-30 Kindern über Stunden in einem geschlossenen Raum (ja, die Fenster sind geöffnet) sein dürfen, aber davor und danach in überfüllten Bussen mit geschlossenen Fenstern fahren dürfen, in denen sie dicht an dicht stehen und sitzen, wie erkläre ich ihnen dann, dass sie sich nachmittags nur begrenzt mit ebendiesen Menschen wiedertreffen dürfen. Das ist doch irgendwie auch unlogisch, oder verstehe ich da wieder was falsch oder bin ich nicht richtig informiert?

Planbarkeit

Bei diesem Punkt muss ich erstmal tiiiiieeeeeeef durchatmen.

Das Schulministerium schreibt auf seiner Webseite irgendwas von „Planungsperspektive“.  Hm. Auch da hänge ich hinterher.

Grundschulen und Abschlussklassen gehen wieder in Präsenz.

Ok, halbwegs planbar – wenn dann nicht „überraschenderweise“ wieder positive C-Tests reingrätschen und damit einhergehende Quarantäne für Teile einer Klasse oder ganze Klassen quasi aus dem Nichts auftauchen. Das könnte die Sache mit der Planbarkeit für alle Beteiligten schnell wieder konterkarieren befürchte ich.

  • Und was ist mit den Klassen 5-9? Was ist da „geplant“ und „Perspektive“?
  • Und wie ist die „Planungsperspektive“ für die Schulen, wenn jetzt wieder zurückgerudert wird und die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen einen Teil ihrer Schüler:innen (Abschlussklassen) in Präsenz und den Rest in Distanz unterrichten soll bzw. wenn Quarantäne Thema wird?
  • Und was ist mit den Risikogruppen?
  • und……

Ja, ok, ich muss mich bremsen…

Alltag & Routine

Ja, heute bin ich frustriert und zynisch und auch ein bisschen böse. Und subjektiv und sicher nicht politisch korrekt. Und ja ich kotze das ins Netz, um nicht mein Umfeld und mich damit zu vergiften.

Nach dem ständigen Hin und Her, hat sich bei uns in der Familie, wenn auch mit Murren sowas wie eine gewisse Routine in Sachen Distanzlernen (nein das hier gerade ist nicht Homeschooling!) eingestellt. Wir haben unsere Abläufe und wissen, ab wie vielen Videokonferenzen gleichzeitig unser Internet in die Knie geht, so dass wir alle unser Handy-WLAN ausstellen und jedes Musikstreaming abstellen müssen.

Ja, die Kinder vermissen ihre Freund:innen und ich meine auch sehr. Wir vermissen die Großeltern und andere liebe Menschen. Wir vermissen, unseren Sport, Veranstaltungen und Hobbies. Und doch arrangieren wir uns ganz gut.

Ja, auch weil wir sicher in einigen Punkten privilegiert sind.Dessen bin ich mir sehr bewusst.

Und trotzdem darf ich zum Glück meinen Unmut äußern.

Auch für die, die sich nicht trauen, sichtbar zu werden und sich zu positionieren, auch wenn sie es eigentlich ähnlich sehen. Euch möchte ich sagen: 

Ihr seid nicht allein. Sprecht miteinander. Ehrlich.

Teilt eure Sorgen und Nöte und dann tut euch zusammen, um LÖSUNGEN zu entwickeln oder zumindest Räume zu schaffen, wo dies passieren kann.

Eigenständigkeit der Schulen

Ich beginne wieder mir einer Frage:

  • Warum ermöglichen wir an den Schulen nicht Lösungen, die das, was momentan und mittlerweile gut läuft (und auch davon gibt es einiges), berücksichtigen?
  • Warum wird den Menschen, die im Zentrum der Problematik sitzen, also Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen, die Lösungsfähigkeit de facto abgesprochen?
  • Was befähigt die Menschen, die die Beschlüsse in ihren warmen ruhigen Büros über die Maßnahmen an den sehr unterschiedlichen Schulen vor Ort fassen, dazu solch weitreichende Entscheidungen für so viele Menschen und vor allem mit derartigen Konsequenzen für unsere Kinder zu treffen?

Es gibt Lehrkräfte und Jugendliche, die berichten, dass gerade in den höheren Klassen der Distanzunterricht gut läuft. Dass für sie die Rückkehr zum Präsenzunterricht in der aktuellen Lage einen Rückschritt bedeuten würde.

  • Warum können diese Menschen nicht selbst vor Ort gute Lösungen leben und ein gesetzlicher Rahmen des Dürfens geschaffen werden?
  • Warum wird ständig von oben reingepfuscht und die Schulen dürfen wieder und wieder und wieder umplanen, statt in dieser Zeit selbst Neues zu entwickeln und zu erproben, sich fortzubilden und zu gestalten?
  • Warum wird nicht viel mehr mit statt übereinander gesprochen?

Wir verheizen nicht nur unsere Kinder sondern auch die Lehrkräfte und dabei haben wir schon Lehrermangel!

Und ja, es gibt Lehrer:innen, die es sich leicht machen, die quasi verschwunden sind oder einfach ein paar PDFs oder schlimmer noch abfotografierte Arbeitsblätter rausrotzen und nicht mehr erreichbar sind.

UND es gibt unglaublich engagierte kreative Lehrer:innen und pädagogische Mitarbeitende, die tolle Arbeit leisten und die Kinder im Blick haben.

  • Wie können wir diese stärken und unterstützen?
  • Wie können Eltern und Lehrer:innen gemeinsam etwas bewirken?

Denn wir haben ein gemeinsames Interesse – die Kinder!

Neues Miteinander

  • Warum wird immernoch an so vielen Stellen so sehr gegeneinander geschossen und so abfällig über Lehrer:innen gesprochen?
  • Wie können wir wieder mehr lernen mit Unterschiedlichkeit und unterschiedlichen Meinungen umzugehen?
  • Wie schaffen wir es, eine Kultur des neuen Miteinanders statt des Rechthabens, des Rotstifts und des Gegeneinanders zu etablieren?

Diese harten Diskussionen, in denen es ums Rechthaben und Überzeugen geht, sind in meinen Augen nicht hilfreich, sondern maximal destruktiv. Ich möchte, dass das aufhört und wir wieder hinschauen, wirklich wahrnehmen und vor allem spüren, dass wir alle Menschen sind.

Alles was dann hochkommt, sollte neben vielen anderen Aspekten ebenfalls handlungsweisend sein.

Wir leben in einer Zeit, die von uns allen verlangt, flexibel zu sein, uns selbst zurückzunehmen, mit Unsicherheit umzugehen und so viel mehr. Das ist anstrengend und nervt manchmal sehr. Aber lasst es uns doch bitte gemeinsam lernen. Lasst uns kompetent werden in Veränderung und gemeinsam Gestalten in einem neuen besseren Miteinander.

Tatsache: Es wird kein „wie vor Corona“ mehr geben 

Und ganz ehrlich, vor Corona war vieles nicht gut, was wir jetzt verändern könnten. Nutzen wir die Chance. Wir werden alle verändert aus dieser Zeit herausgehen.

Also lasst uns doch einfach jetzt schon anfangen mit diesem neuen Miteinander.

Die Zeit der Einzelanstrengung ist vorbei.

Wir sind alle miteinander verbunden und können das Klima und unsere Haltung beeinflussen.

Legen wir doch einfach mal den Fokus auf das, was geht, was möglich ist, was gut und hilfreich und sinnvoll ist, unabhängig davon, was wir „schon immer so“ gemacht haben.

Stellen wir die Dinge infrage und gestalten sie neu, besser, menschlicher.

Das fände ich gut. Und das nicht erst in 10 Jahren, sondern JETZT.

Dafür sollten wir alle gemeinsam auf die Straße gehen.

Darüber muss gesprochen werden.

Lehrer:innen und Eltern sollten sich zusammentun und in den Streik treten, diesen Wahnsinn nicht mehr weiter mitmachen und sich stattdessen gemeinsam mit den Kindern und Vertreter:innen unterschiedlichster Bereiche an einen runden Tisch setzen und Lösungen erarbeiten, die von unten gedacht sind. Denn da „unten“ sind viele kluge empathische anpackende Menschen. Denn das wäre ein Hebel.

Ich bin dabei. Ganz vorn. Auch wenn ich mit dem Gemotze von oben vermutlich gerade viel Glaubwürdigkeit eingebüßt habe, eigentlich positiv und anpackend zu sein. 😉

Lasst uns Antworten finden auf all die Fragen.

Danke, wenn Du bis hierher gelesen hast. Ich freue mich auf Deine sehr auch kontroverse Gedanken und Antworten von Dir in den Kommentaren.